Nicht nur der SC hat am Wochenende Bälle gepasst
Auch in den Räumen der Universität, der Volkshochschule und der Hebelschule Freiburg wurden sich Bälle zugespielt – wenn auch rhetorischer Art. Am 24. Und 25. November fand das alljährige Debattierturnier des Debattierclub Freiburg statt, der Schwarzwaldcup.
Sollten die britischen BürgerInnen nochmals über den Brexit abstimmen? Selbstverständlich, argumentiert das erste Team der Regierung. Diese grundlegende Entscheidung war extrem knapp und basierte zum Großteil auf Falschinformationen. Falschinformationen, erwidert die Opposition, gäbe es auf beiden Seiten und auch eine neue Entscheidung der Briten würde auf Halbwahrheiten basieren. Viel wichtiger sei es, den geäußerten Wählerwillen durchzusetzen.
So spielen sich insgesamt vier Zweierteams, jeweils Zwei auf Regierungs- und Oppositionsseite, die Argumente zu, versuchen die gegnerischen Argumente zu wiederlegen und die eigenen triumphieren zu lassen. Der Redewettstreit lässt jedem Vortragenden sieben Minuten vor der dreiköpfigen Jury, die die Rede nach Inhalt, Schlüssigkeit und Teamleistung bewertet. Die Teilnehmer, zum Großteil Studenten, aber auch Schüler und Berufsanfänger, müssen über das tagespolitische Geschehen und gesellschaftliche Grundsatzdiskussionen informiert sein, denn das Thema der Debatte wird lediglich 15 Minuten vor Beginn verkündet. Diese kurze Zeit muss genutzt werden, um zu fragen: was werden die zentralen Argumente der Debatte sein? Um die Oberhand in der Debatte behalten zu können muss die Taktik der Gegenseite antizipiert werden. Einmal im Wettstreit geht es zack auf zack. Hinzu kommt, dass die Positionen der Teams gelost werden: Die eigene Meinung kann nur vertreten, wer Glück hat.
Den Weg ins Finale erstreiten sich die Teams in vier Vorrunden am ersten Turniertag. Die Argumentation bei Themen wie, „Sollten verpflichtende nicht-medizinische Beratungen für erwachsene Frauen vor Abtreibungen abgeschafft werden?“ oder „Sollten in relevanten Zeiträumen vor Wahlen keine Hochrechnungen mehr veröffentlicht werden?“ entscheiden darüber welche Teams am darauffolgenden Tag ins Halbfinale einziehen und die Chance auf das große Finale bekommen.
Am diesjährigen Finaltag wurde unter anderem debattiert, ob Krankenversicherungen günstigere Tarife anbieten sollten, sofern sich die Versicherten verpflichten eine Smart-watch zu tragen, die dem Unternehmen biometrische Informationen wie beispielsweise Blutdruck aber auch GPS-Standorte übersendet. Wahrscheinlich haben Sie sich bei dem Wort „Versicherung“ dem Ende des Artikels entgegengesehnt, aber haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, ob sportlichere Menschen geringere Beiträge zahlen sollten , weil sie seltener krank werden? Müsste die Eltern von vier Kindern oder der Selbstständige, die keine Zeit für Sport haben folglich mehr zahlen? Was würde es für Anreize setzten, wenn der Krankenversicherungskonzern unsere Verhaltensweisen beobachtet? Wussten Sie das Versicherungsunternehmen Pilotprojekte zu diesem Modell durchführen?
Anders als beim Spiel des SC gegen Werder Bremen musste nicht lange gezittert werden und es gab auch kein Unentschieden: als Sieger der Finalrunde mit Teams aus Heidelberg, Tübingen, Hamburg und Münster ging dieses Jahr das Team der Streitkultur aus Tübingen hervor. Ausgezeichnet wurde das Team mit einem Pokal in Form des, wie kann es in Freiburg anders sein, berühmten Bächlebootes.
Der Debattierclub Freiburg dankt dem Alumni Freiburg e.V. und den anderen Sponsoren des diesjährigen Schwarzwaldcups. Für weitere Informationen zum Debattieren, besuchen Sie unsere Website. Wir freuen uns auf ihren Besuch.