MundWerk e.V.: „Fragmente des Vergebens“

MundWerk e.V.: „Fragmente des Vergebens“

„Fragmente des Vergebens“

Verfasst von Deborah Krzyzowska

„Ich vergebe Dir“ – drei kleine Worte, hinter denen oft ein langwieriger Prozess der Reflexion steckt, in der Verletzungen durch Wut, Trauer, Resignation und schließlich Akzeptanz und Verständnis bearbeitet werden. Mit diesen Prozessen setzte sich die studentische Theatergruppe MundWerk e.V.  in ihrem Stück „Fragmente des Vergebens“ auseinander. In zehn Mosaiken wurde die Thematik aus verschiedensten Perspektiven beleuchtet: Vergeben und Verzeihen als kollektive Bemühung des aufeinander Zugehens oder voneinander Loskommens, Vergebung als Notwendigkeit, oder das Verzeihen als Ding der Unmöglichkeit.

Für die einzelnen Fragmente übernahmen einige der Schaupielenden selbst Regie-Verantwortung und boten so Einblick in ihr eigenes Verständnis des Vergebens. In enger Team-Arbeit und mehrmals wöchentlichen Austausch waren die jungen Kunstschaffenden dabei immer wieder mit Fragen über die Ansprüche an sich selbst als studentische Theater-Gruppe konfrontiert: Was darf Theater? und Was darf dem Publikum zugemutet werden? MundWerk wollte die wertvolle Gelegenheit, eine Bühne zur Verfügung zu haben, auf der sich künstlerisch ausgedrückt und entfaltet werden darf, nutzen, um auch sensible Themen zu behandeln. Zum Beispiel die Möglichkeit der manipulativen Instrumentalisierung von Vergeben, wie sie in „Die Beichte“ geschieht. Das Stück von Felix Mitterer greift auf, wie die Täter der Missbrauchsfälle durch die Institutionen der Katholischen Kirche geschützt werden. Dann wird das Gebot der Vergebung in „Toormina Video“, frei nach dem Graphic Novel von Pat Grant, mit Fragen der Schuld und Verantwortung im Kontext einer Suchterkrankungen konfrontiert. Diese und weitere Fragmente wie „Sorry“ oder „Charlotte und Fatima“ entromantisierten den Vergebungsbegriff und zeigten schmerzliche Ambiguitäten in Opfer-Täter-Konstellationen auf.

Es war ein Anliegen, diese Themen mit gebührendem Respekt zu behandeln und doch gut einzubetten in Momente, in denen zwischenmenschliches Vergeben und Verzeihen möglich ist und gelingen kann. So inszenierte die Gruppe Vergebung als stufenartiger Prozess als Choreographie, in der sich selbst kreierte und vorgetragene Textausschnitte der Schauspielenden durch den Tanz zogen. Dann zeigte die Interpretation des allseits beliebten Bilderbuchs „Frederick“ von Leo Lionni gegenseitiges Verzeihen und Verständnis als Grundbaustein von Gemeinschaft.

Die intensive Beschäftigung mit diesem spannenden und vielschichtigen Thema wurde uns schon zum dritten Mal in Folge durch die großzügige Unterstützung des Fördervereins Alumni Freiburg e.V. ermöglicht – wir bedanken uns auch im Namen von FIST* e. V. sehr herzlich!


Foto 1: „Judas, mit einem Kuss verrätst du den Menschensohn“ – Mathis Braun als Martin, Opfer und Täter zugleich; Julius Hehl als Pater Eberhardt in „Die Beichte“

 

 

 

 


Fotos 2 und 3: Wut, Resignation, Trauer: „Vergebung“ tänzerisch inszeniert als stufenartiger Prozess.

 

 

 

 

 

Foto 4: „Frederick, mach dich nützlich!“ Berenice Marte und Paula Steinbrenner als mäuserische Gefährt:innen in „Frederick“.

 

 

 

 

 

Foto 5: „Warum hast du das zugelassen, Gott?“ klagt Rebekka Bunuma als Fatima aus „Charlotte und Fatima“.