Exkursion des Kunstgeschichtlichen Instituts nach Rom
Rom, die Ewige Stadt, ist seit der Gründung der Kunstgeschichte als wissenschaftlicher Disziplin eines der Hauptreiseziele für Studierende, denn sie bietet hinsichtlich architektonischer und künstlerischer Monumente, Fragen der Stadtplanung und historischer Entwicklungen einen endlosen Fundus. Die von Prof. Hans W. Hubert organisierte und durchgeführte Exkursion wurde durch ein Hauptseminar und eine Vorlesung zu der Architektur der Renaissance vorbereitet, deckte aber ein viel breiteres Themenfeld ab und war entsprechend stark nachgefragt.
Am ersten Exkursionstag wurde das antike Rom in den Fokus gerückt. Am Beispiel des Kolosseums, des Konstantinsbogens und des Forum Romanums wurde auf unterschiedliche Aspekte der antiken Geschichte und der architektonischen Geschichte der Stadt eingegangen. Beeindruckend waren vor allem die Dimensionen der Bauwerke vor Ort und die Vielfalt der Baumotive. Selbst die Mittagshitze von 35 Grad minderte nicht das Interesse und Begeisterung der Studierenden. Nach der Mittagspause standen Bauwerke der Renaissance auf dem Programm. Zunächst wurde der richtungsweisende Kapitolsplatz, gestaltet von Michelangelo, besucht, anschließend die Kirche Santa Maria in Aracoeli. Das Bauwerk hat keine repräsentative Fassade, es entfaltet seine gewaltige Wirkung im Inneren. Die aufwendig gestaltete Holzdecke, die Säulen und die komplexe bildhauerische Arbeit der Grabmäler boten viel Diskussionsstoff für die Studierenden. Abgeschlossen wurde der erste Tag mit dem Besuch des Altare della Patria, ein Denkmal zu Ehren von Viktor Emanuel II. Dieses massive Bauwerk sticht aus der architektonischen Landschaft der Stadt heraus und wird im Volksmund Schreibmaschine genannt. Der Besuch auf dem Dach des Bauwerks, eröffnete einen spektakulären Blick über die gesamte Stadt und ermöglichte dadurch ein besseres Verständnis der Dimensionen von Rom.
Am zweiten Exkursionstag stand der Besuch des Vatikans auf dem Programm. Dort sind auf eine beeindruckende Art und Weise alle drei künstlerischen Disziplinen nebeneinander vertreten. Der Cortile del Belvedere von Bramante, der Laokoon und die von Rafael gestalteten Stanzen waren einige der Highlights. Ein zuvor für die meisten unbekanntes Kunstwerk erwies sich als eine besondere Entdeckung: die Galleria delle carte geografiche. Dieser 120 Meter lange Gang zählt 40 topografische Fresken von Landkarten und Stadtplänen verschiedener italienischer Regionen aus dem 16. Jahrhundert. Insbesondere der Besuch der Sixtinischen Kapelle und die intensive Auseinandersetzung mit den Fresken von Michelangelo hinterließ einen bleibenden Eindruck. Hierbei ist vor allem die Expertise von Prof. Hubert hervorzuheben. Unermüdlich machte er uns wie auch an allen anderen Tagen auf die Schätze römischer Kunst aufmerksam, ergänzte die Vorträge und Referate der Studierenden und schärfte unseren Blick während des elfstündigen Besuchs.
Am dritten Tag besichtigten wir einige frühchristliche Kirchen und konnten auf diese Weise die Entwicklung dieser Architektur über mehrere Jahrhunderte nachvollziehen. Die Lateranbasilika, ein konstantinischer Bau, der im 17. Jahrhundert barockisiert wurde, deren Grundriss uns aus unterschiedlichen Vorlesung schon bekannt war, beeindruckte durch ein Zusammenspiel von Architektur und Skulptur. Besonders hervorheben muss man jedoch San Clemente, eine über vier Niveaus ergrabene Kirche, in deren Untergeschoss sich die Überreste einer römischen Villa befinden.
Besonders abwechslungsreich war der vierte Exkursionstag. Beginnend mit der Mutterkirche des Jesuitenordens Il Gesù, die zahlreichen nachfolgenden Bauwerken als Inspirationsquelle diente, machte sich die Exkursionsgruppe zu Fuß zum Pantheon und mehreren Palazzi auf. Dabei konnten wir die architektonische Entwicklung der repräsentativen Wohnhäuser in Rom nachvollziehen und uns der Kreativität bewusst werden, die in diese Bauwerke eingeflossen ist. Eine Erfahrung, die nur durch die Betrachtung der Originale möglich ist. Anschließend wurde die Villa Giulia besucht, die heute das Etruskische Nationalmuseum beherbergt.
Eine Rom-Reise ohne einen Besuch des Petersdoms wäre unvorstellbar. Diese größte päpstlichen Basilika stand am 5. Tag auf dem Programm. Zunächst bestiegen wir die Kuppel und wurden uns dadurch der komplexen Bauweise des Bauwerks bewusst. Der Blick von oben auf die Stadt führte uns außerdem die Bedeutung der Straßenachsen in Rom vor Augen. Der Innenraum des Petersdoms beeindruckte uns durch seine Größe und Monumentalität. Sie sind im gesamten Bauwerk wirksam: sogar die Putti an den Taufbecken wurden in Überlebensgröße ausgeführt. Am Nachmittag besuchten wir schließlich den Palazzo Farnese, der heute die französische Botschaft beherbergt. Dort sind die drei Disziplinen, Malerei, Skulptur und Architektur, auf eine harmonische Weise nebeneinandervertreten.
Am vorletzten fuhren wir nach Tivoli und besuchten dort zunächst die Villa d’Este. Diese besticht nicht nur durch zahlreiche Fresken, sondern besonders durch die vielfältigen und originellen Wasserspiele, die sich über das gesamte Außengelände. Die Fahrt nach Tivoli wurde durch den Besuch der Villa Gregoriana ergänzt. Diese Parkanlage, in der antike Elemente mit solchen aus dem 19. Jahrhundert verschmelzen, wurde von Papst Gregor XVI. umgestaltet. Die damit verbundene Wasserführung des bisweilen reißenden Aniene-Flusses sollte Tivoli vor Überschwemmungen schützen.
Der Besuch der Bibliotheca Hertziana (Max-Planck-Gesellschaft) am letzten Exkursionstag eröffnete den Studierenden einen Ausblick auf mögliche zukünftige Tätigkeitsfelder. Die Führung durch die Bibliothek machte der Gruppe die unterschiedlichen beruflichen Perspektiven bewusst, die man nach dem Ende des Studiums anstreben kann. Anschließend besuchten wir die den Casino Borghese mit der wichtigsten Sammlung von Bernini Statuen. Den Abschluss fand die Exkursion vor dem Palazzo Barberini, einer der bedeutendsten barocken Bauwerke der Stadt.
Die Exkursion hat nicht nur dazu beigetragen, den Kenntnisstand der Studierenden zu erhöhen und zu stärken. Vor Ort fand auch intensiver Austausch statt, es wurden neue Interessensgebiete entdeckt, neue freundschaftliche Beziehungen entstanden. Der letzte Punkt ist besonders wertvoll, da der persönliche Austausch unter den Studierenden während der Corona-Pandemie zum Erliegen kam und anschließend nur schleppend wieder anlief. Somit trug die Exkursion auf mehreren Ebenen dazu bei, die Folgen der Corona-Pandemie für die Studierenden abzumildern und entstandene Wissens- und Erfahrungslücken zu füllen. Dem Alumni Freiburg e.V. sei für die finanzielle Unterstützung der Exkursion gedankt.
Viktoria Gont mit weiteren Teilnehmerinnen der Exkursion.