Alumni Club Berlin–Brandenburg, Waldspaziergang mit Elmar Kilz

Zur Waldausstellung, Berlin. Klima. – Die Ausstellung im Wald
Alumi Berlin–Brandenburg, Grunewaldrundgang

Alumni Club Berlin–Brandenburg, Waldspaziergang mit Elmar Kilz

Im Grunewald ist „Kilz-Aktion … "

Alumi Berlin–Brandenburg, Forstwirt Elmar Kilz

Alumnus Forstwirt Elmar Kilz

An diesen Berliner Gassenhauer, der die „Holz-Aktion“ zum Bau des damaligen Kaiser-Wilhelm-Turms, dem heutigen
Grunewaldturm, besingt, wurde erinnert, als es am 20. August bei hochsommerlicher Hitze zum Waldspaziergang durch den Grunewald ging.

Der in Freiburg examinierte Forstwirt Elmar Kilz, über 20 Jahre lang Leiter des Forstamtes Grunewald, hatte Alumnae und Alumni zu einem Spaziergang auf dem von ihm initiierten Rundweg „Wald.Berlin.Klima.“ eingeladen. Nach Corona bedingter Veranstaltungsenthaltsamkeit nahmen gut 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gerne die Gelegenheit wahr, bei frischer Luft im Freien zusammenzukommen und viel Wissenswertes über den Zustand und die Besonderheiten des Berliner Waldes zu erfahren.

Der Grunewaldturm

Der Grunewaldturm

Das Forstamt Grunewald mit seinen angegliederten sechs Revierförstereien hat die Aufsicht und Verantwortung für den Waldbestand großer Teile Berlins und angrenzender Abschnitte in Brandenburg. Auch einzelne durch Erbfolge erworbene Gebiete in Sachsen-Anhalt gehören zum Bestand, für den das Forstamt Grunewald Waldpflege, Forstwirtschaft und die Jagdaufsicht ausübt.

Ausgangspunkt des Spaziergangs war der Grunewaldturm, der Ende des 19. Jahrhunderts vom Landkreis Teltow zu Ehren von Kaiser Wilhelm I. errichtet wurde. Ausdrücklich wurde er allerdings dem König Wilhelm von Preußen gewidmet, da der Landkreis sich weniger dem Deutschen Kaiser als vielmehr dem preußischen Monarchen zu Dank verpflichtet fühlte.

Kilz überließ es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die informativen Schrifttafeln an den spektakulären Stationen des Rundwegs gleich oder bei späterer Gelegenheit genauer zu studieren. Er unterhielt uns vielmehr mit Hintergründigem zur Entstehungsgeschichte des Waldpfades und erinnerungswürdigen, teilweise anekdotischen Erlebnissen seiner über drei Jahrzehnte währenden beruflichen Tätigkeit für Wald und Natur. Der Waldklimapfad konnte mit Mitteln, die nach der Landesgartenschau in Berlin-Marzahn zur Verfügung standen, eingerichtet werden. Kilz schilderte, auf der entscheidenden Sitzung habe er das Projekt empfohlen, aber fehlende Mittel konstatiert. Darauf habe es geheißen: “Herr Kilz, eine Million Euro, Klappe halten und setzen!“ Das sei ein Erfolg gewesen, habe aber in der Folge seine Haarfarbe verändert. Der Weg informiert über Beschaffenheit und Zustand des Waldes, Klimabelastungen und Luftreinigungskräfte durch den vorhandenen Baumbestand sowie die Aufforstungskonzepte der Forstverwaltung. Die entlang des Weges installierten Tafeln und hölzernen Sitzmöbel  seien bis 1,50 Meter in den Boden verschraubt, damit diese keine Beine bekämen und in Berliner Kleingärten auftauchten, wusste der frisch pensionierte Forstamtsleiter zu berichten.

Im Unterschied zu weiten Teilen Brandenburgs sei in Berliner Wäldern nie Forstwirtschaft betrieben worden. Der Mischwald sei in Berlin stets als Naherholungsgebiet und Grüne Lunge für die Stadtbevölkerung bestimmt gewesen. Die schnellwachsende Kiefern-Monokultur in Brandenburgs Wäldern berge durch verstärktes Harzaufkommen eine erhöhte Waldbrandgefahr. Bäume stehen für den Lichtzugang und bei der Nährstoff-Aufnahme immer in Konkurrenz zueinander, erklärte Kilz, daher sei es das Konzept der Berliner Forstverwaltung, eine abstandsgerechte durchmischte Aufforstung zu betreiben. Das würde mit 1.000 bis 2.000 Jungpflanzen pro Hektar jährlich umgesetzt. Die jungen Pflanzen kämen vornehmlich aus Schleswig-Holstein, wo man auch einen Spazierstock in den Boden rammen könne, der dann nach einiger Zeit ausschlagen würde.

Der Aussichtsturm, zwischen zwei Tälern

Der Aussichtsturm, “Zwischen zwei Tälern”

Markierte Bäume, als Beispiel um den CO2–Ausstoß eines Berliner darzustellen

Die Berliner Forsten haben die Stämme auf einem halben Hektar farbig, blau markiert, um zu illustrieren, wie viel Wald nötig ist, um die sechs Tonnen Kohlendioxid auszugleichen, die ein Durchschnittsberliner im Jahr verursacht: 5000 Quadratmeter. Macht bei 3,6 Millionen Berlinern 180 000 Quadratkilometer, also die halbe Bundesrepublik.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Forstamt Grunewald hat auch die Jagdaufsicht über die Berliner Wälder. Vor allem das Schwarzwild müsse regelmäßig bejagt werden, Berlin habe bundesweit die höchste Jagdquote bei Wildschweinen, die teilweise sehr unsachgemäß von Gartenbesitzern gefüttert würden, was zu einer starken und Schäden anrichtenden Zunahme der Bestände geführt habe.

Teilnehmer des Grunewald Rundgangs mit Elmar Kilz

Alumni beim Grunewald Rundgang mit Forstwirt Elmar Kilz

Kühle Getränke am Fuße des Grunewaldturms und ein weiter Blick auf die Havel beschlossen einen informativen und wohltuenden Ausflug ins Grüne. Elmar Kilz erhielt großes Lob und vielen Dank für seine kenntnisreiche und unterhaltsame Führung durch seinen Wald: eine rundum gelungene „Aktion“!

Text: Jochen Wolter
Fotos: Reinhold Engel

Link zur Ausstellung und Rundgang im Berliner Grunewald: Wald. Berlin. Klima. – Die Ausstellung im Wald