Alte und junge Akanaut*innen blicken zurück auf die cineastische Vergangenheit des akademischen Filmclubs an der Universität Freiburg.
Wir schreiben das Jahr 1957: Der Sputnik-Satellit läutet das Zeitalter der Raumfahrt ein, große Menschenscharen rennen in die Lichtspielhäuser in Ost- wie Westdeutschland und der digitalisierte Kinobetrieb, wie wir ihn heute kennen, steht noch in den Sternen. In diesem Jahr, am 22. November um 20 Uhr, versammelte sich eine Gruppe Filmbegeisterter im Theatersaal der Alten Uni in Freiburg, um den Akademischen Filmclub, vielen nur als „der aka“ bekannt, aus der Taufe zu heben. Auch 65 Jahre später ist die Begeisterung an der Auseinandersetzung mit dem Medium Film nach wie vor spürbar. Jedes Semester präsentiert der aka Filmclub Klassiker wie Kassenschlager und kuratiert Programmreihen zu abwechslungsreichen Themen. 2022 war der aka besonders stolz, den Semesterspielplan mit einem Sonderprogramm anlässlich des 65. Jubiläums vom 17. bis 22. November zu bereichern. Wir bedanken uns sehr für die großzügige Förderung der Jubiläumswoche durch den Alumni Freiburg e.V., ohne dessen Beteiligung diese und viele weitere Veranstaltungen des Filmclubs so nicht möglich gewesen wären, oder sind.
Den Auftakt der Jubiläumswoche bildete die Vorführung von Fritz Langs Frau im Mond aus dem Jahr 1928, die vom sensationellen Stummfilmmusiker und Filmharmoniker Günter A. Buchwald meisterhaft live vertont wurde. Wahrhaftig ein Kino der Attraktionen, denn der 35mm-Stummfilm wurde analog projiziert, also die einzelnen Akte gekoppelt und von einem Vorführteam des aka vorgeführt. Man merkt den erhöhten Aufwand gegenüber digitalen Projektionen enorm: drei Mal die Filmspule wechseln und den Film exakt mittig in Laufrichtung einsetzen. Für die heutige aka-Generation unvorstellbar, dass es noch vor zehn Jahren Normalität war, für jede Filmvorführung so viel Aufwand zu betreiben.
Weiter ging es in unserem Büro, welches nach drei Umzügen wieder in der Belfortstraße liegt – also an dem Ort, wo der Filmclub vor 65 Jahren gegründet wurde. Dort, in Universitätsnähe, befindet sich heute wieder die analoge Filmtechnik mitsamt dem prall gefüllten Filmarchiv, das im Rahmen des Jubiläums besichtigt werden konnte. Ein feierlicher Jubiläumsempfang folgte darauf im Strandcafé, einer selbstverwalteten Kneipe auf dem Freiburger Grethergelände. Schnell wurde dieser zu einem geselligen und gut besuchten Kneipenabend inklusive Filmquiz. Verschiedene aka-Generationen trafen aufeinander und erzählten sich von den unterschiedlichen Phasen des Filmclubs, die sie miterlebten. Von Veränderungen in der Organisationsstruktur über die Programmauswahl der letzten Jahre bis hin zu den vielen eigenen Filmproduktionen, die dabei entstanden sind. Denn in den vergangenen 65 Jahren zeigte der aka nicht nur Filme, sondern realisierte vielseitige Eigenproduktionen. Diese präsentierten wir am Samstag und Sonntag in einer Videoinstallation aus 15 Filmen auf 30 Quadratmetern: von 8mm, einem Diaprojektor, einem Beamer, einem alten Röhrenfernseher und eingerahmten Tablets, die eine visuelle Darstellung der Vereinsgeschichte zeigten. Deren Spannbreite reichte von experimentellen Filmen mit künstlerischem Anspruch über engagierte sozialkritische Werke bis hin zu romantischen Komödien. Sie spiegeln nicht nur Weltsichten Freiburger Studierender zu unterschiedlichen Zeiten wider, sondern auch studentische Lebenswelten.
Häufig zeigen sie bekannte und unbekannte Freiburger Orte wie die Altstadt, die Kollegiengebäude, die Universitätsbibliothek, die Mensa und nicht zuletzt zahlreiche WG-Zimmer. Zum Abschluss der Jubiläumswoche zeigten wir Ingmar Bergmans Wilde Erdbeeren aus dem aka-Gründungsjahr 1957, begleitet von Grußworten von Rita Baukrowitz (Vorstand BkF) und von Prof. Dr. Franz Leithold (Kuratorium des aka-Filmclub, Fachreferent für Medienkulturwissenschaft und Audiovisuelle Medien, Universität Freiburg).