Exkursion des Kunstgeschichtlichen Instituts zur 60. Biennale d'Arte nach Venedig

Exkursion des Kunstgeschichtlichen Instituts zur 60. Biennale d’Arte nach Venedig

Foto: Prof. Dr. Angeli Janhsen

Die Biennale in Venedig ist seit Jahrzehnten eine der wichtigsten internationalen Ausstellungen für zeitgenössische Kunst. Sie setzt sich zusammen aus Länderpavillons, in welchen teilnehmende Länder Künstler*innen ihrer Wahl einen Ausstellungsraum bieten, und einer Zentralausstellung, die dieses Jahr von Adriano Pedrosa kuratiert wurde und den Titel stranieri ovunque (foreigners everywhere) trägt. Im Zentrum standen daher verschiedene Fremdheitserfahrungen, wie zum Beispiel Queerness, BIPoC-Identitäten, Migration und viele weitere. Diese Themen erfahren momentan große Aufmerksamkeit und haben daher eine große Relevanz in den Geisteswissenschaften.

Am ersten Tag sind wir zur Fondazione Prada gefahren, wo der Künstler Christoph Büchel sein Projekt „Monte di Pietà“ umgesetzt hat. Für diese immersive Installation wurde der 200 Jahre alte Palazzo in ein bankrottes Pfandleihhaus umgewandelt. Besuchende sind hier aufgefordert, sich eigenständig einen Weg durch die vielen Räume bahnen, in welchen Objekte jeglicher Art angehäuft und ausgestellt waren. Während manche Bereiche wie eine Verkaufsfläche inszeniert waren, erschienen andere wie eingerichtete Zimmer von fiktiven undefinierbaren Personen, wobei besonders die Themen Schulden und Armut zentral waren. Zwischendurch haben wir uns als Gruppe zusammengefunden, um über das Gesehene zu reflektieren und Gedankenanstöße für den restlichen Besuch zu teilen.  

Für unseren zweiter Exkursionstag nahmen wir uns die Giardini der Biennale vor. Begonnen haben wir bei dem großen Zentralpavillon, in welchem nicht nur zeitgenössische Kunst ausgestellt war, sondern auch Werke der Moderne des 20. Jahrhunderts mit einem besonderen Fokus auf nicht-europäische Künstler*innen. Hier haben wir uns über europäische Normen der Kunstausstellung und -rezeption ausgetauscht. Nachdem wir zunächst gemeinsam den Raum mit abstrakter Kunst aus dem globalen Süden betrachtet haben, haben wir den Rest des Pavillons eigenständig erkunden. So war es jedem möglich, eigene Interessen zu verfolgen und sich die Zeit selbst einzuteilen. Nach zwei Stunden haben wir uns wieder versammelt und die wichtigsten Werke besprochen sowie wiederkehrende Themen festgehalten. Außerdem konnten die Studierenden die Zeit nutzen, um ihr zuvor angeeignetes Wissen über die von ihnen gewählten Themenbereiche mit der Gruppe zu teilen. Am Nachmittag haben wir dann mit den Länderpavillons weitergemacht. Auch hier haben wir uns eigenständig bewegt, und lediglich vorher einzelne Werke genannt, die sich jede*r anschauen sollte, wie zum Beispiel den deutschen Pavillon, der von Çağla Ilk kuratiert wurde und den Namen Thresholds trug. Dort waren Werke von Yael Bartana und Ersan Mondtag zu sehen, die sich mit Geschichte und Zukunft beschäftigten. Die Gegenwart bildet somit die namensgebende Schwelle, in der niemand verweilen kann. Die weiteren Zeiten sind jeweils von der Biographie und dem Migrationshintergrund der Künstler*innen geprägt. Zum Schluss haben wir uns erneut versammelt, um die Ergebnisse zusammenzutragen.

Am folgenden Tag haben wir in der großen Runde intensiv über das Thema Fremdheit im Kontext der Biennale, aber auch in der Geschichte der Stadt zu diskutieren. Wir haben uns dem Thema sowohl durch Werke und philosophischen Thesen aber auch durch grundsätzliche Gedanken über das Wesen der Fremdheit genähert. Daraufhin haben wir eigenständig die Stadt unter den besprochenen Aspekten erkundet. Manche von uns haben daher das oft als Ghetto bezeichnete jüdische Viertel besucht, um den Kontrast zwischen den reichen Tourist*innen-Gegenden der Stadt und den Bezirken zu sehen, in denen Personen mit niedrigen Einkommen leben. Andere haben die großen Sehenswürdigkeiten der Stadt betrachtet und über das Thema Fremdheit in der Geschichte der Kolonialstadt Venedigs reflektiert.

Unseren vierten Exkursionstag nutzten wir, um das Arsenale zu besuchen. Hier befinden sich der zweite große Teil der Zentralausstellung mit dem Thema stranieri ovunque und einige Länderpavillons. Auch hier haben wir, wie in den Giardini, eigenständig die Räume erkundet und uns regelmäßig versammelt, um uns auszutauschen. Am Mittwoch war dann auch schon unser letzter Tag der Exkursion. Erneut gingen wir zu den Giardini, um Werke, für die wir beim letzten Mal keine Zeit hatten, zu betrachten und uns für ein abschließendes Gespräch in der großen Runde zusammenzufinden.

Insgesamt war die Exkursion in Hinblick auf die Erschließung kontemporärer Kunst enorm gewinnbringend für alle Studierenden. Nicht nur waren wir beeindruckt von den Kunstwerken, uns wurde auch die Besichtigung einer riesigen Ausstellung durch das Gespräch untereinander und mit Professor Janhsen ermöglicht und thematisch zugänglich gemacht. Den Alumni Freiburg e.V. sei für die finanzielle Unterstützung der Exkursion gedankt.

Maja Aprile mit weiteren Teilnehmenden der Exkursion.