Alumni Club Berlin-Brandenburg – Ein Blick durch die Wirtschaft mit Prof. Dr. Lars Feld
Ein Blick durch die Wirtschaft mit Prof. Dr. Lars Feld
Von der 23. Etage des mondänen Bürogebäudes „Upper West“ aus geht der Blick weit über die Berliner Stadtlandschaft – ein architektonisch und gut positioniert sehr inspirierendes, optimistisches Ambiente. Der Ort gab die nötige Kraft für das Anhören und Aufnehmen der wirtschaftspolitischen Realitäten in Deutschland, die am 17. Oktober 2024 der Professor für Wirtschaftspolitik und Ordnungsökonomie und Leiter des Freiburger Walter-Eucken-Instituts, Professor Dr.Dr.h.c. Lars Feld einem interessierten Publikum aus dem Kreis der Freiburger Alumnae und Alumni präsentierte.
Großzügiger Raumgeber für den Anlass war die Anwaltssozietät GOERG, deren Berliner leitender Partner, Alumnus Dr. Roland Hoffmann-Theinert, ungeachtet seiner eigenen Abwesenheit an diesem Abend, sehr hilfsbereit und unkompliziert die spektakulären Räumlichkeiten für das Anliegen seiner Alma Mater öffnete.
Professor Feld, der von 2011 bis 2021 dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung („Rat der Wirtschaftsweisen“) angehörte und 2020-2021 dessen Vorsitzender war, ist seit 2022 neben seinen universitären Verpflichtungen Persönlicher Beauftragter im Ehrenamt des Bundesministers der Finanzen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung.
Feld gab einen intensiven Ein- und Überblick in alle Felder und Bereiche der Wirtschafts- und Finanzpolitik. Deutschland habe durchaus das Potential für Spitzenplätze in Forschung und Fertigung. Problem und Grund für die herrschende Wirtschaftsflaute sei aber eine weit verbreitete Verunsicherung der Wirtschaft durch die politischen Rahmenbedingungen. Das Ausmaß an Verunsicherung sei in den letzten Jahren exponentiell stark angestiegen.
Der Arbeitsmarkt rechne mit steigenden Lohnkosten bei sinkender Produktivität wegen künftig weniger Arbeitskräfte. Das sei der Demographie-Entwicklung und den tendenziell abnehmenden Arbeitszeiten geschuldet. Anders als bei der Konjunktur sei die Demographie statistisch vorhersehbar. Der Arbeitskräftemangel könne auch nicht durch migrantische Zuwanderung behoben werden. Obwohl Deutschland zuletzt eine Netto-Zuwanderung von 200.000 Menschen (900.00O Zuwanderer gegenüber 700.000 Abwanderer) erlebt hat. Um den Wohlstandsstandard auch künftig zu halten, müsse in Deutschland länger gearbeitet werden, Modelle freiwilliger Arbeit nach Renteneintritt eingeschlossen.
Der Klimawandel werde auch in Zukunft beherrschendes Thema der Wirtschaftspolitik bleiben, so Feld. Mit Abstand größter CO2 – Emittent ist China vor den USA und Europa, wobei die Chinesen durchaus problembewusst seien: die abschmelzenden Himalaja-Gletscher sind das Trinkwasser-Reservoir für das Reich der Mitte und die wichtigsten Industrie-Standorte Chinas liegen an der Pazifik-Küste und sind einem steigenden Meeresspiegel ausgesetzt. Feld plädiert für einen Klima-Club der großen drei CO2 – Verursacher, um einheitliche Standards zu setzen, die dann anderen Staaten vorgegeben werden könnten.
Zahlreiche Fragen aus dem Kreis der gut 35 Zuhörer an den Gast führten weiter in die Thematik. Feld entließ das Auditorium mit Ansätzen für Hoffnung auf Besserungsmöglichkeiten und betonte seine Bereitschaft, auch Robert Habeck seine Expertise zur Verfügung zu stellen – der habe aber noch nicht danach gefragt.
Ein außerordentlich informativer und anregender Abend endete in fröhlicher Runde im „Spreegold“ im Bikini-Haus gegenüber der Gedächtnis-Kirche in Berlin.
Text & Fotos: Jochen Wolter