Alumni Club Berlin-Brandenburg – Alumnus Prof. Dr. Ralf von den Hoff führt durch die Ausstellung „Prinzip Held“
Heldentum (er-)fassbar
Zwölf Jahre hat sich der Sonderforschungsbereich „Helden – Heroisierungen – Heroismen“ der Universität Freiburg mit dem Phänomen beschäftigt, warum und wie eine Gesellschaft Heldinnen und Helden ernennt. Einbezogen in die Forschung waren die Geschichts-, Literatur- und Bildwissenschaften sowie Philosophie, Soziologie und Theologie waren zusammen mit der Hochschule für Musik Karlsruhe an dieser komplexen und vielschichtigen Aufgabe beteiligt.
Sonderforschungsbereiche (SFB) sind von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Kooperationen, bei denen Wissenschaftler aus ganz verschiedenen Fachbereichen zu einem Themenkomplex forschen. Ein Förderkriterium war hier das abschließende Ausstellungsprojekt, mit dem die Forschungsergebnisse einer interessierten Öffentlichkeit vermittelt werden konnten. Seit Juni ist die Ausstellung „Prinzip Held“ im Militärhistorischen Museum auf dem ehemaligen Flugplatz Berlin-Gatow zu sehen.
Der Alumni-Verein Berlin-Brandenburg konnte am 1.September den Leiter des SFB, Prof. Dr. Ralf von den Hoff für eine Führung durch die ungewöhnliche Ausstellung gewinnen. Kooperationspartner des Projekts sind das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und die Künstlergruppe „Rimini Protokoll“, die für die Präsentation der einzelnen Themen verantwortlich war. Von den Hoff betonte, wie fruchtbar die Zusammenarbeit mit den Partnern gewesen sei, nachdem beiderseitige Vorbehalte ausgeräumt waren.
Helden werden durch Gemeinsamkeiten gemacht. So muss sich der Held im Kampf beweisen, eine Medialisierung muss stattfinden, denn ohne Publikum fehlt es an Popularität. Einen Einsatz bis hin zur Selbstopferung muss der Held erbringen, seine Leistungen werden als Überschreitung des Möglichen wahrgenommen. Das befreie den Bürger von der Pflicht, ähnlich heroische Taten zu vollbringen, stärkt gleichzeitig den Kult-Status des Helden.
Heldenbilder verkörpern häufig ein Wertesystem, hinter dem sich eine Gruppe vereint. Gleichzeitig können Heldenbilder auch polarisieren. So würde beispielsweise Greta Thunbergs Heldenstatus mit einer kleiner werdenden Klima-Bewegung und ihrer umstrittenen Positionierung zum Nahost-Konflikt abnehmen. Die Gesellschaft kann Helden ernennen und verwerfen. Maskulinität gehörte ursprünglich stets zur Stilisierung des Heldentums. So wird beispielsweise die Heldin Jeanne d’Arc in männlich kämpferischer Pose dargestellt. Die russische Zarin Katharina erhielt als erste Frau überhaupt den Zusatz „die Grosse“, was bis dahin stets Männern vorbehalten war.
Professor von den Hoff präsentierte dem interessierten Alumni-Publikum seine Ausstellung vor der lautstarken Kulisse des vielbesuchten Flughafenfestes geradezu heldenhaft engagiert und kenntnisreich. Für alle Teilnehmer ein außerordentlich instruktiver Besuch der Ausstellung auf dem Flugplatz Gatow, die noch bis zum 3. November 2024 zu bestaunen ist.
Text & Fotos: Jochen Wolter