Exkursion des Slavischen Seminars
Westslavische Welten zwischen Retrotopia und Herausforderungen der digitalen Ära (Prag-Bratislava-Krakau-Bautzen, 03.-11.03.2024)
1. Motivation zur Exkursion – Teilnehmendenzahlen – Grunddaten
Vom 03. März bis zum 11. März 2024 führten insgesamt 18 Personen (darunter 13 Master- und Bachelor-Studierende, 2 Doktorierende, 1 Mitarbeitende) eine Exkursion nach Tschechien, Polen, Slowakei und Ostsachsen durch, die vom Slavischen Seminar der Albert-Ludwigs- Universität Freiburg organisiert und von Frau Iva Denzer (Lektorin für Tschechisch) und Dr. Grzegorz Krajewski geleitet wurde. Die Finanzierung erfolgte aus Mitteln des Slavischen Seminars sowie mit freundlicher Unterstützung von Alumni Freiburg e.V., Verband der Freunde der Universität Freiburg im Breisgau e. V. und der Gottlieb-Stiftung.
Frau Iva Denzer und ich wollten den 20. Jahrestag der EU-Erweiterung, als deren Folge u.a. Polen, die Slowakei und Tschechien Mitglieder der EU wurden, zum Anlass nehmen, die aktuelle Situation im slavischen Ostmitteleuropa aus sprach- und kulturwissenschaftlicher Perspektive zu betrachten. Einen weiteren gemeinsamen Rahmen der Exkursion bildet die sprachliche Verwandtschaft der Polen, Slowaken, Sorben und Tschechen sowie viele Gemeinsamkeiten ihrer Kulturgeschichte.
Ziele und Verlauf der Exkursion wurden am Vortreffen am 12.12.2023 ausführlich präsentiert, was den Teilnehmenden eine entsprechende Vorbereitung auf die Exkursion ermöglicht hat. Alle Studierenden hielten während der Exkursion ein Referat (mit Handout) und/oder waren für die Moderationen von Diskussionsrunden verantwortlich; zudem verfassten diejenigen Teilnehmenden, die sich die Exkursion mit 3-ECTS-Punkten anrechnen lassen wollten, einen mehrseitigen Essay zu einem ausgewählten Thema der Exkursion.
2. Inhalte und Ziele der Exkursion
Der Verlauf der Exkursion führte uns über die Stationen: Prag (2 Übernachtungen) – Bratislava (2 Übernachtungen) – Krakau (2 Übernachtungen) – Bautzen (1 Übernachtung).
Mit dem Besuch gerade dieser Orte wurden mehrere Inhalte und Ziele verfolgt:
1) Kulturwissenschaft: Vertiefung des Wissens über einzelne Entwicklungen der westslavischen Identitäten sowie über die heutige Erinnerungspolitik in den besuchten Ländern und Regionen; Vertiefung des Wissens über multikulturelle und multikonfessionelle Traditionen der besuchten Länder und Regionen und die heutige Situation, insbesondere im Kontext des deutsch-jüdisch-slavischen Kulturtransfers
2) Sprachwissenschaft: Vertiefung des Wissens über die Sprachgeschichte einzelner westslavischer Sprachen sowie ihre heutige Situation, insbesondere in Bezug auf den deutsch-slavischen Sprachkontakt.
Die Ziele wurden erreicht durch Referate der Studierenden, Workshops und Vorträge der Expert*innen vor Ort sowie Führungen durch örtliche Fremdenführer*innen sowie Austausch zwischen der Exkursionsleitung und den Teilnehmenden.
3. Rezeption durch die Studierenden
Zunächst gilt es festzuhalten, dass für die meisten Studierenden diese Exkursion die erste Gelegenheit war, Ostmitteleuropa kennenzulernen. Die Teilnahme an der Exkursion begründeten die Studierenden mit ihrer mangelnden Kenntnis und zugleich ihrem großen Interesse, sich fundiert mit der Geschichte, Kultur und Gesellschaft des slavischen Ostmitteleuropas auseinandersetzen zu wollen.
So war es besonders erfreulich, dass sich die Begegnungen und Gespräche in Prag, Bratislava, Krakau und Bautzen durch eine große Diskussionsfreudigkeit und kritische Nachfragen von Seiten der Studierenden auszeichneten – dies wurde auch von den Gastgebenden positiv gewürdigt. Grundlage dieser aktiven Beteiligung waren wohl auch die über weite Strecke sehr gut vorbereiteten, den jeweiligen Programmpunkten vorausgehenden Referate.
Die inhaltlichen Diskussionen, besonders mit den Mitarbeitenden des Sorbischen Instituts und des Sprachzentrums „Witaj“, erweckten bei manchen Studierenden steigendes Interesse. Es wurde veranschaulicht, dass die Perspektive auf regionale Identitäten, Erinnerungskulturen oder die Rolle der Europäischen Union durch den spezifischen nationalen Kontext geprägt sind, und sich hierbei die deutsche und westslavische Wahrnehmung(en) durchaus unterscheiden können.
4. Sonstige Bemerkungen
Insgesamt bewerten Frau Denzer und ich die Exkursion in das slavische Ostmitteleuropa als äußert erfolgreich. Es ist gelungen, die jeweiligen Resultate der gesellschaftlichen Transformationsprozesse sowie die aktuellen Herausforderungen facettenreich darzustellen. Darüber hinaus war die Gruppe überaus diszipliniert und interessiert, was sich auf eine insgesamt sehr gute Stimmung unter den Teilnehmenden auswirkte. Die formalen Konstellationen der Exkursion – die Dauer der Exkursion, die Teilnehmendenzahl, die Unterkünfte sowie der Transport durch den in Freiburg angemieteten Reisebus – schufen gute Rahmenbedingungen.
Für Frau Denzer und mich war es schließlich sehr erfreulich, erstmals ein supranationales und sprachübergreifendes Projekt durchführen zu können, das für die in Zukunft stattfindende Exkursionen als Modellveranstaltung dienen kann.
Dem Alumni Freiburg e.V. danken wir herzlich für die großzügige Unterstützung unserer Exkursion, ohne die ihr Gelingen so nicht möglich gewesen wäre.
(Iva Denzer) (Grzegorz Krajewski)