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uni'alumni 2012

Wie können Lehrende Wissenschaft ­verständlich vermitteln? Indem sie die Perspektive der Studierenden ein­ nehmen. Lehrende sind Experten in ihrer Wissen­ schaftsdisziplin, Studierende hingegen befinden sich noch im Lernprozess. Ziel der Lehre sollte es sein, die Studierenden auf dem Weg vom Novizen zum Experten zu begleiten. Dazu gehört auch, sich immer wieder bewusst zu machen, wo die Studierenden stehen, welche Interessen, welches Vorwissen und welche Erfahrungen sie in eine Veranstaltung mitbringen. Es ist wichtig, den Studie­ renden die Möglichkeit zu geben, aktiv am Wissens­ austausch teilzuhaben und ihn auch mitzugestalten. Ist „verständlich“ gleich „vereinfacht“, also sozusagen von geringerem akademischem Niveau? Ich bezweifle, dass das akademische Niveau ­da­runter leidet, wenn komplexe Sachverhalte von Lehrenden übersetzt und verständlich gemacht werden. Verständlich bedeutet, dass den Studie­ renden der Zugang zu Inhalten erleichtert wird. Man darf nicht vergessen, dass das Studium nicht in einem Semester absolviert wird. Die Studierenden erwerben ihr Wissen und die Fähigkeiten zum ­wissenschaftlichen Arbeiten kontinuierlich über mehrere Jahre. Daher ist es auch notwendig, erst einmal einfach einzusteigen und die Komplexität den wachsenden Fähigkeiten der Studierenden anzupassen. Lehrende sind übrigens oft selbst von der Qualität der Leistungen beeindruckt, die die Studierenden in vermeintlich vereinfachten Lernumgebungen erbringen. Welchen Eindruck haben Sie von der ­Freiburger Lehrkompetenz? Insgesamt habe ich einen sehr positiven Eindruck. Die Freiburger Dozierenden haben nicht nur den Anspruch, gute Forscher, sondern auch gute Leh­ rende zu sein. Die Qualität der Lehre gewinnt ­immer mehr an Bedeutung. Das wird an der Uni­ versität Freiburg auch daran deutlich, dass sie in den Wettbewerben „Exzellente Lehre“ und „Quali­ tätspakt Lehre“ schon aufgrund des guten Ange­ bots sehr erfolgreich war. Geisteswissenschaftler ist man oft in der Defensive, muss ständig erklären, welchen Nutzen die ­Forschung hat.“ Dabei ist das Thema Sprachwandel für alle relevant, die schon einmal darüber nachge­ dacht haben, ob Dialekte eine weniger anspruchs­ volle Grammatik haben oder ob das Schiller- Deutsch ausstirbt, weil es an Bahnhöfen immer mehr „Service Points“ gibt. „Linguisten sagen nicht, dass eine Variante besser oder schlechter ist“, ­betont Hilpert. „Wandel ist der natürliche Zustand von Sprache.“ Wie der aussehen kann, zeigt er den Zuschauerinnen und Zuschauern mit einem ­Diagramm, bei dem Wörter wie kleine Bälle auf ­einer Zeitachse tanzen, die mehr als 200 Jahre umfasst. Dass ein populärwissenschaftlicher Rahmen wie der Science Slam der Forschung schaden könnte, findet der Linguist nicht. „Trotzdem ist das Format eine zweischneidige Sache. Wenn man über sein Projekt in zehn Minuten unterhaltsam und witzig berichtet, könnte das den Eindruck ­erwecken, die ganze Wissenschaft sei immer ­locker und zielgerichtet.“ Dabei müsse sie oft Machen Anglizismen das schöne Deutsch kaputt? Der Linguist Martin Hilpert beweist beim Science Slam, warum Sprachwandel wichtig ist. Foto: Jost 7