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uni'alumni 2012

Es ist das letzte Sahnestückchen Freiburgs und gleichzeitig der größte stadtplanerische Zankapfel: das Gelände des Güterbahnhofs im Norden der Stadt. Auf dem gut 40 Hektar großen Areal soll ein Gewerbequartier de luxe entstehen, ein Wissensbahnhof, wie Dr. Bernd Dallmann, Geschäftsführer der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe, es gerne nennt. Ansiedeln sollen sich vor allem Unternehmen aus Wissenschaft und Forschung sowie hochwertige Dienst­ leister. Doch Eigentümerin und Stadt­ verwaltung ringen darum, wie das Vor­ zeigeprojekt mit dem trendigen Namen Gare du Nord aussehen soll. Zwei Partner, zwei Visionen Eigentümerin des Grundstücks mit geplanten 375.000 Quadratmeter Nutz­ fläche ist die Aurelis Real Estate, ein Nachfolgeunternehmen der Deutschen Bahn. Die Planungshoheit und damit die Vorgaben für Nutzung und städtebau­ liche Konzeptionen liegen jedoch bei der Stadtverwaltung. Mit der Immobilien­ gesellschaft der Bahn hatte die Stadt im Jahr 2000 eine Rahmenvereinbarung unterzeichnet. Beide waren sich aber uneinig, wie die Flächen entwickelt ­werden sollten. Das Rathaus wollte ­ausschließlich gewerbliche Nutzungen, ­Aurelis einen Mix mit Wohnbauten, die schneller zu realisieren und lukrativer zu vermarkten sind. Die Stadt beschloss daraufhin, das Grundstück zu kaufen. Doch auch diese Gespräche scheiterten. Umschlagplatz: Einst war der Güterbahnhof im Norden der Stadt, hier um 1930, das ­Zentrum der Freiburger Güterversorgung. Fotos: Stadtarchiv Freiburg, M70/S199 ausblick 2006 einigte man sich schließlich da­ rauf, sich erst einmal dem alten Zollamt und den dahinter liegenden Güterhallen zu widmen und in fünf Jahren neu über den möglichen Wohnungsbau zu ver­ handeln. Inzwischen haben sich beide Seiten auf 70 Prozent Gewerbe und 30 Prozent Wohnen verständigt. Wie diese Mischung aber aussehen soll, daran scheiden sich die Geister schon wieder. Die Stadt plädiert für Gebäude, in denen unten zum Beispiel Arztpraxen und Ein­ zelhandel und oben Wohnungen unter­ gebracht sind. Die Aurelis Real Estate wiederum, die in das Projekt am Ende 30 Millionen Euro investiert haben wird, sieht keinen Grund, weshalb nicht ein­ zelne Wohnblöcke ins Herz des neuen Quartiers gestellt werden sollen. Die ersten Mieter sind eingezogen Doch auch wenn das letzte Wort noch nicht gesprochen ist: Das denk­ malgeschützte Zollamtsgebäude und die Zollhallen wurden restauriert, die ersten Mieter sind eingezogen – darunter die Werbeagentur Quint, ein Studio der Fitnesskette Rückgrat und die Quintiles GmbH, ein Dienstleister für klinische Forschung. Vor dem Zollamtsgebäude hat Aurelis einen Platz angelegt und der Stadt übergeben. Die drei Millionen Euro teure Schenkung ist zwar Teil eines städtebaulichen Vertrags, aber sie ist auch eine großartige Geste: Geschenke erhalten die Freundschaft. Claudia Füßler Neuer Glanz: Vor dem restaurierten Zollamtsgebäude ist ein großzügiger Platz entstanden. Foto: Aurelis Real Estate Wohnen am Wissensbahnhof Im Freiburger Norden soll ein Gewerbegebiet entstehen – doch die Details sind umstritten ausblick 31uni'alumni 2012 Stadt-Leben