Es gibt Kinos, die ohne Plüsch und gewaltiges Sounddesign auskom men. Der aka-Filmclub ist so eines. Bis zu vier Mal die Woche funktioniert er den Hörsaal 2006 im Kollegiengebäude (KG) II der Universität Freiburg zum Kinosaal um. Glamourös ist anders, gemütlich auch. Trotzdem wird der Raum voll, wenn Klassiker laufen. Dann klap pen die Studierenden die Holzsitze runter und packen aus, was sie mitgebracht haben: Apfelkuchen, Salat, Bier. Der Jurastudent Helmut Götte und der angehende Mediziner Wolfram Dischler gründeten den Verein 1957 – um, wie Götte heute sagt, „ein bisschen nostalgisches Flair in Freiburgs Kino landschaft zu bringen“. Das Team war anfangs klein. Vier Leute plakatierten, organisierten den Projektor und holten die schweren Filmrollen mit der Hand karre am Bahnhof ab. Manchmal erst gegen 17 Uhr, zwei Stunden vor Beginn. „Da haben wir richtig gezittert, aber in der Regel hat die Vorführung geklappt.“ Gezeigt wurden die Filme in einem Hör saal oder der Aula im KG I, im Theater saal der Alten Universität und am Wochenende auch in der „Kamera“, einem kleinen Kino über der Theaterpassage. Rappelvoll sei es da immer gewesen, „manchmal so voll, dass wir eine zweite Vorstellung dranhängen mussten“. Ge zeigt wurde, was einen gewissen An spruch hatte: zum Beispiel „Der blaue Engel“, „Panzerkreuzer Potemkin“ oder Stummfilme von Friedrich Wilhelm Mur nau und Fritz Lang. Programm zwischen „Muppets“ und „Melancholia“ Heute zählt der aka-Filmclub etwa 40 aktive Mitglieder. Eines ist Johannes Litschel, 27 Jahre, der Forstwissen schaften studiert und sich im Vorstand engagiert. Filme hätten ihn schon immer interessiert, also sei er vor knapp zwei Jahren einfach mal zu einer Versamm lung gegangen. Erwartet habe er eine Horde Freaks, die über Filme bestens Bescheid wissen. Doch die Strukturen des Clubs sind offen. Wer Interesse und Spaß an der Sache hat, kann mitma chen. Über das Programm wird auf Vollversammlungen abgestimmt. Dem in der Vereinssatzung festgehaltenen Ziel, nur „künstlerisch wertvolle“ oder „filmhistorisch und filmsoziologisch bedeutsame“ Filme zu zeigen, bleibt der Club treu, auch wenn er im Advent „Die Muppets-Weihnachtsgeschichte“ im Pro gramm hat. „In der Regel fahren wir zweigleisig“, erläutert Litschel. „Wir haben Filmreihen und Einzelfilme, die auch mal neueren Datums sind, wie ‚Melancholia‘ von Lars von Trier.“ Die Verleiher schicken die Filme heute direkt ins Büro. Schwer sind sie immer noch, und sie müssen auf zwei große Rollen gespult werden. „Per Karre wer den sie ins KG II gebracht. Das ist nicht anders als früher“, sagt Litschel. Ganz so hintendran sei man in Sachen Tech nik aber nicht mehr. Der Club und die Universität haben in eine Surround- Anlage investiert und an der Akustik des Saals gefeilt. Jetzt fehlen nur noch Plüschsessel. Stephanie Streif Helmut Götte (rechts) hat den Filmclub 1957 gegründet, Johannes Litschel ist heute im Vorstand des Vereins. Foto: Streif Der aka-Filmclub Die Gründungssitzung des Akademi- schen Filmclubs, kurz aka-Filmclub, fand am 22.11.1957 statt. 18 Tage später gab es die erste Vorführung. Titel des Films: „Der Mann, der herrschen wollte“. Der aka-Filmclub ist ein eingetragener Verein und trägt sich seit seiner Grün- dung selbst. Er besitzt einen 35-Millimeter- Filmprojektor, mehrere Super-8-Kameras und verfügt über ein eigenes Büro mit Dunkelkammer, Bibliothek und Kurbel- maschine. Mit der Universität teilt er sich einen Projektor für DVD-Vorführungen. Wer die Filme sehen will, braucht einen Ausweis für 2,50 Euro je Semester. Jeder Film kostet weitere 1,50 Euro Eintritt. » www.aka-filmclub.de PortrÄt Der aka-Filmclub ist eine Freiburger Institution mit offenen Strukturen Voller als bei mancher Vorlesung: Im Hörsaal 2006 zeigt der Club seine Filme. Foto: aka-Filmclub Akademisch, anspruchsvoll, anders 27