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uni'alumni 2012

Früh morgens mit dem Zug nach Frei­ burg, von acht bis zwölf Uhr Vorle­ sungen und Seminare, zurück nach ­Offenburg, mehrere Stunden Sport im Kraftraum oder im Stadion – dazu Trai­ ningslager, Sponsorentermine, interna­ tionale Wettkämpfe: „Ein typisches ­Studentenleben hatte ich leider nie“, sagt Christina Obergföll. Von 2002 an studierte sie Sport und Englisch an der Universität Freiburg, zunächst auf Lehr­ amt, später im Bachelorstudiengang „Bewegungsbezogene Gesundheitsför­ derung“, den sie im Wintersemester 2009/10 abschloss. Trainiert hat sie aber stets bei der Leichtathletikgemeinschaft an ihrem Wohnort Offenburg. Und seit sie bei der Weltmeisterschaft 2005 mit dem damaligen Europarekord von 70,03 Metern die Silbermedaille gewonnen hat, zählt sie zu den besten Speerwer­ ferinnen der Welt. Studium und Spitzensport? „Das ist machbar, aber man studiert länger, hat mehr Stress und braucht ein besseres Zeitmanagement“, sagt die Athletin. Die Theorie, zum Beispiel in Sachen Anato­ mie, habe ihr bei der sportlichen Karriere ebenso geholfen wie die Praxis, etwa das Turnen, das Koordination und moto­ rische Fähigkeiten schult. Ihr Talent hat Obergföll in der Jugend als Sieben­ kämpferin entdeckt. Seit sie sich 1997 auf den Speerwurf spezialisiert hat, feilt sie am Bewegungsablauf, der Kraft, Schnelligkeit und Präzision erfordert. „Ich kann an vielen Schrauben drehen und immer noch etwas verbessern. Langweilig wird das nie“, berichtet die 30-Jährige, die 2011 in ihrer Disziplin die Diamond League gewonnen hat – den Titel für die Athletin, die über die ­gesamte Saison hinweg die konstantes­ ten Leistungen erbracht hat. Das nächste Ziel ist Olympia 2012 Neben der Karriere bereitet Obergföll sich auf die Zeit nach dem Leistungs­ sport vor. An einer Fernuniversität ­belegt sie den Masterstudiengang „Prä­ vention und Gesundheitsmanagement“ mit Schwerpunkt Sporternährung und Gewichtsmanagement. „Das interessiert mich tierisch, ich kann mir vorstellen, später zum Beispiel als Ernährungs­ beraterin zu arbeiten.“ Auch die Grün­ dung einer Familie mit ihrem Partner Boris Henry, Speerwurf-Bundestrainer der Männer, sei ein Thema. Doch vorher habe sie noch ein großes sportliches Ziel. Schließlich werde sie an ihren ­Ergebnissen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen gemessen: „Ich frage mich selber, warum es dort mit der Goldmedaille noch nicht geklappt hat, obwohl ich immer vorne dabei war. Aber ich weiß, was in mir steckt.“ Bei Olympia 2012 wird Christina Obergföll erneut zum großen Wurf ausholen. Was danach kommt, ist offen. „Wenn ich eine Medaille gewinne, weiterhin Spaß habe und mich nach wie vor über den Sport finanzieren kann, mache ich weiter.“ Vielleicht sogar bis zu den Olympischen Spielen 2016. Nicolas Scherger Die gröSSten Erfolge 2010 Silber bei der Europameisterschaft 2008 Bronze bei den Olympischen Spielen 2007 Silber bei der Weltmeisterschaft Europarekord und persönliche Bestleistung (70,20 Meter) 2005 Silber bei der Weltmeisterschaft Europarekord (70,03 Meter) Speerwurf statt Studentenparty Christina Obergföll hat sich in der Weltspitze der Leichtathletik etabliert – und nebenbei in Freiburg ein Studium abgeschlossen Kraft, Schnelligkeit und Präzision: Christina Obergföll ist eine von vier Athletinnen, die den Speer weiter als 70 Meter geworfen haben. Foto: privat Porträt 21